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Donnerstag, Mai 30, 2002
Schon dabei beim 'Photo-Blogg meets Clickets Wettbewerb'? Neugierig? Nicht? Trotzdem weitersagen ;-) Danke :-)
(ab)

Donnerstag, Mai 09, 2002
Das Phänomen
[Hanns Dieter Hüsch]

Was ist das für ein Phänomen
Fast kaum zu hören, kaum zu sehn
Ganz früh schon fängt es in uns an
Das ist das Raffinierte dran

Als Kind hat man's noch nicht gefühlt
Hat noch mit allen schön gespielt
Das Dreirad hat man sich geteilt
Und niemand hat deshalb geheult

Doch dann hiess es von oben her
Mit dem da spielst du jetzt nicht mehr
Das möcht ich nicht noch einmal sehn
Was ist das für ein Phänomen -

Und ist man grösser macht man's auch
Das scheint ein alter Menschenbrauch
Nur weil ein andrer anders spricht
Und hat ein anderes Gesicht

Und wenn man's noch so harmlos meint
Das ist das Anfangsbild vom Feind
Es passt mir nicht, er liegt mir nicht
Ich mag ihn nicht und find' ihn schlicht

Geschmacklos und hat keinen Grips
Und außerdem sein bunter Schlips
Dann setzt sich in Bewegung leis'
Der Hochmut und der Teufelskreis

Und sagt man was dagegen mal
Dann heisst's: Wer ist denn hier normal
Ich oder er, Du oder ich
Ich find den Typen widerlich

Und wenn Du einen Penner siehst
Der sich sein Brot vom Dreck aufliest
Dann sagt ein Mann zu seiner Frau
Guck dir den Schmierfink an, die Sau

Verwahrlost bis zum Dort-Hinaus
Ja früher warf man die gleich raus
Und heute muss ich sie ernähr'n
Und unsereins darf sich nicht wehr'n

Und auch die Gastarbeiterpest
Der letzte Rest vom Menschenrest
Die sollt' man alle das tät gut
Spiessrutenlaufenlassen bis aufs Blut -

Das hamwer doch schon mal gehört
Da hat man die gleich streng verhört
Verfolgt, gehetzt und für und für
Ins Lager reingefercht und hier

Hat man sie dann erschlagen all
Die Kinder mal auf jeden Fall
Die hatten keinem was getan
Was ist das für ein Größenwahn

Das lodert auf im Handumdrehn
Und ist auf einmal Weltgeschehn
Denn plötzlich steht an jedem Haus:
Die Türken und Zigeuner raus!

Nur weil kein Mensch derselbe ist
Und weiss und schwarz und gelbe ist
Wird er verbrannt ob Frau ob Mann
Und das fängt schon von kleinauf an -

Und wenn ihr heute Dreirad fahrt
Ihr Sterblichen noch klein und zart
Es ist doch eure schönste Zeit
Voll Fantasie und Kindlichkeit

Lasst keinen kommen der da sagt
Dass ihm dein Spielfreund nicht behagt
Dann stellt euch vor das Türkenkind
Dass ihm kein Leids und Tränen sind

Dann nehmt Euch alle an die Hand
und nehmt auch den der nicht erkannt
Dass früh schon in uns allen brennt
Das was man den Faschismus nennt

Nur wenn wir eins sind überall
dann gibt es keinen neuen Fall
Von Auschwitz bis nach Buchenwald
Und wer's nicht spürt, der merkt es bald

Nur wenn wir in uns alle sehn
Besiegen wir das Phänomen
Nur wenn wir in uns alle sind
Fliegt keine Asche mehr im Wind
[o:k]

Sonntag, Mai 05, 2002

... <ab>